evidenzbasiertes, geriatrisches Pflegeteam
Ein Delir kann zu erheblichen Komplikationen bei den Betroffenen und zu einer zusätzlichen Belastung des Pflegepersonals führen [1, 2]. Häufig wird ein Delir aufgrund mangelnden Wissens oder fehlender Ressourcen nicht erkannt oder nicht adäquat behandelt [3]. Die Mitarbeiterinnen des Teams Evidenzbasierte Pflege besuchen Patient*innen bei Verdacht auf ein akutes Delir auf den Pilotstationen. In einem Fallgespräch werden mögliche auslösende Faktoren des Delirs und geeignete nicht-pharmakologische Maßnahmen zur Delirtherapie besprochen. Dabei werden die verantwortlichen Pflegekräfte und die Betreuungsassistentinnen entsprechend einbezogen.
Beispiele für nicht-pharmakologische Maßnahmen sind eine orientierungsfördernde Raumgestaltung (Erinnerungsschilder, Toilettenschilder,..), re-orientierende Gesprächsführung und Betreuungsangebote, Vermeidung von Zimmerwechseln, Förderung täglicher Angehörigenbesuche, Reizabschirmung, Förderung des Tag-Nacht-Rhythmus und Förderung des Einsatzes notwendiger Seh- und Hörhilfen.
Die Patient*innen werden in regelmäßigen Abständen bis zu zweimal erneut besucht und der Verlauf des Delirs so dokumentiert und mitbegleitet.
Bei Bedarf werden Angehörige zum Thema postoperatives Delir informiert und im Umgang mit Menschen mit Delir beraten. Es werden Nachbesprechungen für Patient*innen nach dem Erleben eines Delirs angeboten.
Neben den Fallgesprächen auf den Stationen ist Stefanie Kaindl als zentrale Praxisanleiterin tätig und schult die Auszubildenden unter anderem zum Thema postoperatives Delir im Krankenhaus. Gesa Meyer ist neben den Fallgesprächen als Koordinatorin der Betreuungsassistentinnen und Ansprechpartnerin für Angehörige tätig. Beide setzen sich mit der aktuellen Literatur zum Thema Delir auseinander und sind an der Implementierung, Evaluation und Verstetigung des Programms gertrud beteiligt.
Betreuungsassistentinnen für ältere Patient*innen auf den Pilot-Stationen des Programm gertrud
Die Betreuungsassistentinnen werden im Rahmen des Programm gertud aktuell als zusätzliche Ressourcen auf den Pilot-Stationen des Muskuloskelettalen Universitätstzentrums (G11, G2 und H22) eingesetzt. Im Aufenthaltsraum werden durch sie Betreuungsangebote für ältere, insbesondere kognitiv eingeschränkte Patient*innen angeboten. Zum Betreuungsangebot zählen aktivierende Gemeinschaftsspiele oder Vorlesen, Mahlzeitenbegleitung, orientierungsfördernden und wertschätzende Gespräche, Gedächtnistraining, Biographiearbeit und vieles mehr. So ist auch die Ressource gegeben gelegentlich einen Spaziergang in den Besuchergarten zu machen oder den Patienten zu Untersuchungen zu begleiten. Des Weiteren besuchen die Betreuungsassistentinnen je nach Wunsch und Bedarf der Patient*innen diese in Ihren Zimmern, um adäquate Betreuungsangebote und Angehörigengespräche durchzuführen.
Ziel der Komponente mit Betreuungsassistenz des Programm gertud ist es, Hand in Hand mit den Pflegefachpersonen auf den Stationen angemessene Betreuung von kognitiv eingeschränkten Personen zu gewährleisten und somit auch Entlastung beim Pflegepersonal zu schaffen.
Wenn man vom Patienten wiedererkannt wird oder ein „schön, dass Sie wieder da sind“ hört und ihm Orientierung geben kann, dies sind für Gertraud N. schöne Erlebnisse bei ihrer täglichen Arbeit als Betreuungsassistentin.
Susanne B. berichtet „Wir konnten einen Patienten mit Delir wieder schnell herausführen und die Familienangehörigen waren sehr dankbar und froh, dass der Patient schnell wieder normal ansprechbar war.“
Mihret W. berichtet: „Der Patient beruhigt sich meistens, wenn wir ruhig und deutlich die Situationen erklären“.
Referenzen:
[1] Gao, Y., Gao, R., Yang, R., & Gan, X. (2022). Prevalence, risk factors, and outcomes of subsyndromal delirium in older adults in hospital or long-term care settings: A systematic review and meta-analysis. In , Vol. 45. Geriatric nursing (New York, N.Y.) (pp. 9–17). https://doi.org/10.1016/j.gerinurse.2022.02.021
[2] Mossello, E., Lucchini, F., Tesi, F., & Rasero, L. (2020). Family and healthcare staff’s perception of delirium. European Geriatric Medicine, 11(1), 95–103. https://doi.org/ 10.1007/s41999-019-00284-z
[3] Inouye, S. K., Westendorp, R. G., & Saczynski, J. S. (2014). Delirium in elderly people. The Lancet, 383(9920), 911–922. https://doi.org/10.1016/s0140-6736(13)60688-1